Tandem

Das Tandem unterscheidet sich vom Parkinson Paten, indem hier zwei Betroffene miteinander in Kontakt gebracht werden sollen, um sich auszutauschen und im besten Fall gegenseitig zu unterstützen. Wenn du ein(e) Tandempartner(in) suchst, schreibe uns eine Mail an Tandem@parkinsonpate.org

Hier ein paar Beispiele von Stephanie Heinze, wie sich ein Tandem gestalten kann.

Meine Erfahrungen mit unterschiedlichen Tandem-Modellen:

Aus meinen langjährigen Erfahrungen im Bereich Patientenberatung (8 Jahre als GF/Vorstandsvorsitzender der Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung) und auch aufgrund meiner eigenen Parkinson-Erkrankung, seit 2008, habe ich verschiedene Tandem-Formen erlebt. Ich bin sehr dankbar, für all die Menschen, mit denen ich einen kurzen oder längeren Weg gehen durfte.

Hier ein paar ausgewählte Erfahrungsberichte:

 

1. Tandem-Modell

jung / jung / unterschiedliche Krankheits-Stadien

Kurz nach meiner Diagnose lernte ich eine Frau in meinem Alter kennen, die fast zum selben Zeitraum die Diagnose Parkinson erhalten hatte.

Was wir beide zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Sie hatte eine besondere Form von Parkinson, eine schneller voranschreitende Variante „MSA“ genannt. Innerhalb kurzer Zeit ging es ihr sehr schlecht und sie wurde zum Pflegefall, was unserem Austausch und unserem Tandem-Modell keinen Abbruch tat. Ich habe ihr geholfen einen Pflegeplatz in einer Einrichtung für Jung erkrankte zu finden und habe sie die letzten Jahre begleitet und regelmäßig besucht. Wir hatten immer intensive Gespräche, auch über Themen, die nicht populär sind: den Tod und das Sterben und ob es ein Leben nach dem Tod gibt.

Das Sterben gehört zum Leben dazu und ich bin sehr dankbar über diese gemeinsame Zeit, die mir viel bedeutet. Ich habe viel von ihr gelernt und habe sie bewundert für Ihre Stärke, wie sie sich ihrem Schicksal anvertraute. Sie hat sich nie groß beklagt, war immer authentisch und wir haben viel gelacht, aber auch zusammen geweint. Innerhalb kürzester Zeit sind ihre Symptome so schlimm geworden, dass sie weder sprechen konnte, laufen bzw. gehen war schon lange nicht mehr möglich und ihr war klar, sie würde bald sterben. Ich habe ihr geholfen, ihren letzten Willen zu formulieren und habe sie bewundert für ihre Klarheit und Aufgeräumtheit, mit der sie ihre eigene Beerdigung geplant hat. Ich denke oft an Sie – unser Motivations- und Begrüßungsspruch war immer: „Tschakka“

 

2. Tandem-Modell

jung / alt / unterschiedliche Krankheits-Stadien

Vor 4 Jahren, 11 Jahre nach meiner Diagnose lernte ich meine 80 jährige Freundin kennen. Unsere Verbindung stand von Anfang an unter dem Stern der Anerkennung und Wertschätzung für den jeweils anderen. Ihre Aussage „Im Alter findet man keine Freunde mehr, stimmt nicht, man findet die besten“ hat mich tief berührt.

Unsere Verbindung war eine Mischung aus: gute Freundin, Leidensgenossin mit Parkinson, Mutter und Tochter, zwei starke, selbstbewusste und unabhängige Frauen mit Parkinson. Ihre Erfahrungen haben mir sehr geholfen und meine Unbekümmertheit tat ihr gut. Wir haben uns wirklich gegenseitig sehr unterstützt. Im März 2022 ist sie nach kurzem, aber heftigem Leidensweg verstorben. Sie so leiden zu sehen, hat mir sehr weh getan. Ich denke sehr oft an sie. Eine starke Frau und Persönlichkeit bis zum Schluss.

Ihr Tod hat mich tief bewegt und berührt.

 

3. Tandem-Modell

Alt / jung / unterschiedliche Krankheits-Stadien

Plötzlich gehörte ich zu den Erkrankten mit vorangeschrittenem Parkinson (über 15 Jahre Diagnose) und meine Erfahrungen werden angefragt. Der Kontakt zu einer jungen Frau, initiiert durch die Schwester der Erkrankten, zunächst vor 2 Jahren telefonisch, deutete zuerst nicht darauf hin, dass sich unser Kontakt zu einem Tandem-Modell entwickeln würde. Irgendwann war die Zeit jedoch reif und das Vertrauen und der Austausch wuchsen. Beeindruckt war ich, dass sie ihren eigenen Weg mit Parkinson gegangen ist und hart an sich gearbeitet hat, um wieder ins Leben zurückzukommen. Ihre Gedichte haben meine Seele berührt und mir viel gegeben. Mir wurde klar, dass es an der Zeit war, mich von einigen Dingen zu lösen und meinen Weg mehr nach Innen zu gehen, um nicht nur anderen etwas zu geben, sondern jetzt mal mehr mir selbst. In dieser Zeit hatte ich mich gerade mit Jin Shi Jyutsu beschäftigt, Yoga wieder intensiviert und Achtsamkeit gelebt. Ich konnte meine emotionalen Verletzungen auflösen und habe mich intensiv mit meinen Gefühlen beschäftigt.

 

Diese Energie schwingt auch in unserem Tandem-Modell mit, das getragen wird von gegenseitigem Respekt, Anerkennung und Offenheit – immer auf Augenhöhe.

 

Unser gemeinsames Ziel ist eine bessere Aufklärung von Jungerkrankten, sowie die Möglichkeiten alternative Therapieformen zu nutzen, um ein eigenverantwortliches Leben mit Parkinson zu leben. Heil Dich doch selbst und öffne Dein Herz !

Mehr von Stephanie Heinze erfährst du auf ihrer Homepage.